Ich hatte das große Glück, bei einem Vortrag von Herbert Renz-Polster in Wiesloch dabei zu sein. Seine Bücher, Blogs und Artikeln begleiten mich schon länger auf meinem Weg und ich habe mich so gefreut, dass er hier auch in unserer Gegend zu Besuch war und ich ihn live sprechen hören durfte.

In meiner Arbeit mit Eltern und in meinen Kursen wagen wir einen neuen Blick auf das Zusammenleben mit Kindern. Statt uns mit Erziehungsfragen zu beschäftigen, wie wir Kinder zu einem bestimmten Benehmen oder bestimmten Fähigkeiten erziehen können, haben wir stets die Eltern-Kind-Beziehung im Fokus.

Wir schauen, was dieser Beziehung gut tut und was sie belasten kann. Wir beschäftigen uns mit der Gefühlsebene, der emotionalen Entwicklung und emotionalen Grundbedürfnissen (von Kindern und Eltern!), warum kindliches Verhalten immer sinnvoll ist und was es uns sagt, wir sehen Kinder als gleichwertige Menschen und überlegen wie ein verantwortungsvoller Umgang mit elterlicher Macht aussehen kann. Die Qualität der Beziehung ist entscheidend.

Auf die Frage, warum Bindung und Beziehung denn so wichtig sei, hatte Herbert Renz-Polster in seinem Vortrag eine fesselnde Antwort:

Der Mensch ist die einzige Art, die sich an ihre Umwelt anpasst, in dem sie ihre Umwelt ständig verändert. Kinder entwickeln sich deswegen in ein Neuland hinein.

Der Entwicklungsauftrag von Kindern lautet also: auf Neuland vorbereitet sein!

Das ist die Magie der kindlichen Entwicklung – sie definiert sich, während sie passiert. Als Eltern und Begleiter*innen wissen wir nicht, wie die Welt und das Erwachsenenleben von unseren Kindern in 20-30 Jahren aussehen wird.

Welche „Neulandskompetenzen” brauchen denn Kinder?

  • Mut
  • Selbstbewusstsein (ich bin ok, so wie ich bin)
  • Freude an Beziehung, Beziehungsfähigkeit
  • Kreativität
  • wache Augen
  • Offenheit
  • Neugier
  • soziale Kompetenz

Diese Dinge können wir Kindern nicht vermitteln oder geben, sondern die Kindheit und die kindliche Entwicklung sind dazu da, dass Kinder sie beim Aufwachsen entwicklen bzw. selbst erfahren. Als Eltern und Begleiter*innen können wir nur den Rahmen setzen und diese Prozesse verstehen, achtsam begleiten und am besten nicht durch herkömmliche Erziehung stören oder verhindern.

Dazu brauchen Kinder von uns vor allem drei Dinge:

  1. Bin ich sicher? – Sicherheit
  2. Bin ich ok? – Anerkennung, ich bin bedeutsam und wertvoll, so wie und einfach weil ich bin
  3. Habe ich einen Platz? – Zugehörigkeit

Diese 3 Dinge – die wichtige emotionale Grundbedürfnisse sind und die die Basis einer tragfähigen Beziehung bilden – geben Kindern das Gefühl von innerer Heimat, die wiederum die Voraussetzung ist, dass sie weiter das Neuland ihrer Zukunft betreten können werden.

Kinder lernen, indem sie bedeutsame Beziehungen ausgestalten. Ob zu Großen oder Kleinen. Sie lernen, wenn es ihnen gut geht – wenn sie sich also sicher, anerkannt und zugehörig fühlen. Sie lernen, wenn sie nicht überfordert und nicht unterfordert sind. Sie lernen, wenn sie leuchtende Augen haben.

– Herbert Renz-Polster

Die kindliche Entwicklung ist wie eine zweiseitige Münze: mit Bindung & Beziehung auf der einen Seite und Autonomie auf der anderen.

Dieses Spannungsfeld zwischen Verbundenheit und Autonomie wird uns auch in meinem nächsten Kinder Besser Verstehen – Schulkind Kurs begleiten.

Lieber Herbert Renz-Polster ❤️ Vielen herzlichen Dank für diesen spannenden Vortrag. Ein großes Dankeschön auch an die Kita Pusteblume in Wiesloch für das Organisieren und das Ausrichten.

Mehr über Herbert Renz-Polster, seine Bücher, seinen Blog und seine Arbeit findest du hier: https://kinder-verstehen.de

Jetzt bin ich neugierig, welche Gedanken dich nun bewegen. Lass uns uns unten in den Kommentaren weiter austauschen!

Beitragsbild von ulkas78

Mehr Verbindung, Leichtigkeit und Freude im Familienalltag?

Erfahre hier, wie ich dich in einer individuellen Familienbegleitung unterstützen kann.

Jeder Tag ist eine neue Chance für Beziehung